Die Königsbrücker Heide - Erstes Wildnisgebiet Deutschlands vor den Toren der Landeshauptstadt Dresden
Nur 50 Minuten Zugfahrt von Dresden entfernt liegt das erste Wildnisgebiet der Nationalen Naturlandschaften Deutschlands. Das Naturschutzgebiet Königsbrücker Heide ist mit 70 km2 Fläche so groß wie mancher Nationalpark und gleichrangig mit diesen ebenso wie mit Biosphärenreservaten.
Also vielleicht mal nicht in die Sächsische Schweiz fahren, sondern in Richtung Nordwesten nach Königsbrück in das Städtchen an der Pulsnitz. Dieses Flüsschen war über Jahrhunderte Grenzfluss zwischen Sachsen und der Oberlausitz. Auch durchs Wildnisgebiet fließt die Pulsnitz, allerdings nun schon seit mehr als einem Jahrhundert völlig ungezähmt und wild. Darüber und wie eine Kulturlandschaft wieder zur Naturlandschaft wird, informiert das moderne Besucherzentrum, das nur fünf Minuten vom Markt entfernt liegt. Multimediastationen führen sowohl in die Vergangenheit, nach Krakau und in die neun Dörfer, die nach und nach dem Truppenübungsplatz Königsbrück weichen mussten, der auch Inhalt der Ausstellung ist. War doch die vom Militär geschaffene Wüste die Basis für die Entwicklung hin zum Wildnisgebiet Königsbrücker Heide. Inzwischen lassen sich hier wieder Naturschätze entdecken, die auf großen Bildschirmen präsentiert werden. So wird die Entwicklung des Bibereldorados aufgezeigt und darüber berichtet, wie der polnische Wolfsrüde namens Klitschko mit Silberblick vom Lausitzer Seenland einst 2011 das Rudel der Königsbrücker Heide bildete. Auch zahlreiche seltene Vögel wie Kraniche, Wiedehopfe, Bekassinen und Seeadler sind in dieser für Deutschland völlig ungewöhnlichen Landschaft zu finden. Ein Besuch lohnt immer. Geöffnet ist montags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr.
Wer etwas mehr Zeit mitbringt, kann sich zwei Besucherpfade des Wildnisgebietes anschauen. Turmpfad und Biberpfad sind vom Besucherzentrum aus in 20 bis 30 Minuten zu Fuß erreichbar.
Haselbergturm verschafft einen Überblick über die Weiten der Wildnis
Vom 34 m hohen Aussichtsturm auf dem Haselberg (190 m ü. NN) ist das gesamte Wildnisgebiet nur bei guter Sicht zu erfassen, liegt doch die nördliche Gebietsgrenze hier vom Südrand rund 12 km entfernt. Sehr oft reicht die Sichtweite sogar bis zu 60 km im Umkreis. So grüßen u.a. der Keulenberg, der Lilienstein, das Osterzgebirge, der Dresdner Fernsehturm sowie der Collmberg bei Oschatz, die Besucherbrücke F 60 oder der Windkraftpark Klettwitz nahe der Berliner Autobahn und das Kraftwerk Boxberg aus der Ferne. Zu jeder Jahreszeit bietet sich ein anderer beeindruckender Blick auf den sich entwickelnden Naturwald. Besonders farbenfroh ist die Draufsicht im Mai, wenn der Ginster blüht oder im Herbst. Denn einen Indian Summer gibt es nicht nur in Amerika.
In Bockis Biberreich unterwegs
Egal, ob Pulsnitz oder Bohraer Wasser, überall sind Biber dabei, zur Wildnis in der Königsbrücker Heide beizutragen. So stauen sie das Bohraer Wasser zu hektargroßen Weihern an und schaffen so für sich und für viele andere Wassertiere und -pflanzen Lebensräume. Aber auch im See der Freundschaft in Königsbrück befindet sich eine Biberburg. Hier hatte es die Biberfamilie einfach. Kein Damm war mehr zu bauen sondern nur noch die Burg, der Biberbau. Mit etwas Glück können hier Biber in der Dämmerung sogar beobachtet werden. Der Pfad ist so angelegt, dass er für Familien mit Kindern gut geeignet ist.
Weitere Informationen: www.koenigsbrueckerheide.eu