
Neue Becher in Preußischblau
Die sächsische Firma Kannegießer Keramik produzierte 100.000 exklusive Glühweintassen für den Striezelmarkt.
Ob rot oder weiß, mit Schuss oder ohne – der Glühwein auf dem Striezelmarkt wird dieses Jahr in besonders schönen Bechern ausgeschenkt. Die neue, blaue Striezelmarkttasse mit geprägtem Logo und handschuhtauglichem Henkel kommt nicht nur in einem exklusiven Design daher. Sie ist auch ein original sächsisches Produkt, hergestellt von der Firma Kannegießer Keramik in Neukirch.
„Die Idee einer individuellen Glühweintasse aus sächsischer Produktion stand schon eine Weile im Raum, doch es war schwierig, dafür einen Hersteller zu finden“, sagt Dr. Robert Franke, der Leiter des Dresdner Amtes für Wirtschaftsförderung. „Da war die Firma Kannegießer für uns ein Glücksgriff.“ Die riesige Stückzahl, der vergleichsweise kurze Produktionszeitraum und nicht zuletzt eine bezahlbare Umsetzung – das Familienunternehmen aus der Lausitz hat diese Herausforderungen mit Erfolg gemeistert.
„Wir sind stolz darauf, dass wir in den nächsten Jahren die Tassen für den Striezelmarkt herstellen dürfen“, sagt Firmeninhaber Andreas Kannegießer. „Diese individuell zu entwerfen und zu gestalten, war eine schöne Aufgabe.“ Und ein langer Weg. Denn zwischen den ersten Gesprächen im März 2015 und dem Start der Produktion Anfang September lagen viele Arbeitsschritte und unzählige Abstimmungen. Neben der Herstellerfirma, einem Designer und Vertretern der Stadt waren auch Vertreter der Händlerschaft an dem Entwicklungsprozess beteiligt.
Exklusives Design
Entstanden ist ein ganz besonderes Trinkgefäß mit originellen Details. Der ungewöhnliche Henkel und der kräftige Farbton fallen als erstes auf. Je nach Einfallswinkel des Lichts sieht das für die Glasur verwendete Preußischblau sehr unterschiedlich aus. Das Spektrum reicht von Petrol bis Nachtblau. „Wir haben uns für diese Farbe entschieden, weil blaue Tassen bislang immer am besten angekommen sind“, berichtet Sigrid Förster, Abteilungsleiterin Kommunale Märkte in Dresden. „Beim Henkel war die Entscheidung schon schwieriger. Hier wurden verschiedene Motive, Formen und Größen ausprobiert.“ Ein kleiner Fäustling ziert nun den oberen Ansatz des Griffs, der groß genug ist, um ihn auch in Handschuhen bequem greifen zu können.
Wer die Tasse in der rechten Hand hält, sieht auf ihrer Vorderseite das als Relief herausgearbeitete Striezelmarktlogo. Die Rückseite schmückt ein Bildmotiv. In diesem Jahr zeigt es die Dresdner Striezelkinder vor der Silhouette von Frauenkirche, Rathausturm und dem Turm der Kreuzkirche. Ist der Becher leergetrunken, wird auf seinem Boden das geprägte Logo der Firma Kannegießer sichtbar. Mit dem 0,2-Liter-Eichstrich, CE-Siegel und Aufdruck der Herstelleranschrift auf dem Becherboden ist auch den gesetzlichen Vorgaben Genüge getan.
Auf vielen deutschen Weihnachtsmärkten finden sich Glühweintassen mit eigenem Aufdruck. Die Becher selbst stammen aber in der Regel aus Fernost. Mit den neuen, original sächsischen Striezelmarkttassen hat Dresden also eine weitere Besonderheit zu bieten, für die das auf drei Euro erhöhte Tassenpfand angemessen erscheint. Diesen Preis zahlen auch all jene, die den Becher als Souvenir oder Sammlerstück mit nach Hause nehmen wollen. Um der Nachfrage von Sammlern zu entsprechen, gibt es die insgesamt 100.000 Exemplare in zwei Ausführungen: mit neutralem Motiv und als Jahrestasse. Etwa die Hälfte wird jeweils mit einem wechselnden Jahresmotiv erhältlich sein. Das gilt für die nächsten vier, maximal sechs Jahre. So lange läuft der Vertrag zwischen der Lausitzer Firma und dem Auftraggeber, der mit der Tassenspülung auf dem Striezelmarkt betrauten Firma cup & more.
Produktion im Schichtbetrieb
„Noch nie haben wir Geschirr in derart hoher Stückzahl produziert“, erklärt Andreas Kannegießer. „Bisher lag die Höchstmenge einer Form bei etwa 5.000 Teilen, die dann mit unterschiedlichen Dekoren verstehen werden.“ Mit etwa 30 Beschäftigten fertigt die traditionsreiche Keramikwerkstatt sonst Geschirr in manufakturartiger Handarbeit. Charakteristisch für das 1824 gegründete Familienunternehmen ist die aufwendige Oberlausitzer Schwämmelmalerei, die in verschiedenen Dekoren mit Pinselmalerei kombiniert und ausschließlich per Hand auf die Gefäße getupft und aufgetragen wird. Eine weitere Besonderheit ist blau engobiertes Geschirr mit weißen Pünktchen. Die Erzeugnisse gehen an Kunden in aller Welt.
Um mit den Striezelmarkttassen rechtzeitig fertig zu werden, arbeitete die Töpferei wochenlang in zwei Schichten. Nachts liefen die Brennöfen. Pressen, Säubern, Trocknen, Vorbrennen, Glasieren, Brennen – so lässt sich der Herstellungsprozess in Stichworten zusammenfassen. Zunächst werden die Rohlinge mit einer Maschine aus Ton gepresst, jeweils vier gleichzeitig. Nachdem sie getrocknet sind, erfolgt der erste Brand bei 960 Grad. Anschließend werden die Trinkgefäße – wieder in Viererreihe – in die Glasur getaucht und schließlich bei höherer Temperatur ein zweites Mal gebrannt. In den nächsten Jahren liefert die Firma jeweils rund 50.000 Tassen mit neuen Motiven. So viele werden erfahrungsgemäß nicht zurückgegeben und müssen in jeder Saison ersetzt werden.
Bildrechte: Rico Nonnewitz