Bildrechte: Landeshauptstadt Dresden / Sylvio Dittrich
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Glücksbringer aus Backpflaumen

Der Dresdner Pflaumentoffel steht im Mittelpunkt des Festes zum zweiten Advent.

Einst war es ein Zeichen bitterer Not, wenn Kinder armer Familien bei Wind und Wetter auf dem Dresdner Weihnachtsmarkt selbstgebastelte Männlein aus Backpflaumen verkauften. Heute gehören sowohl die kleinen Händler als auch ihre Ware zu den Traditionsfiguren des Striezelmarktes, wo sie uns als Striezelkinder und Pflaumentoffel überall begegnen. Der Pflaumentoffel ist sogar zum Glücksbringer geworden.

Mit dem Pflaumentoffelfest wird dem kleinen schwarzen Kerl am 4. Dezember ein besonderes Bühnenprogramm gewidmet. Die Besucher erwartet eine „zauberhaft runde Pflaumentoffelstunde" mit Geschichten rund um diese Figur. Dabei erfahren die Zuschauer Näheres über die Entstehung und Geschichte des Dresdner Pflaumentoffels und seine Wandlung zum Glücksbringer. Für magische Momente sorgt Peter Kersten, vielen bekannt als „Zauberpeter“. Mit von der Partie sind der große und der kleine Pflaumentoffel und die anderen Traditionsfiguren sowie der Pflaumentoffel-Chor der Dresdner Spatzen.

Traurige Geschichte

Zu Weihnachten 1801 ist in einer Notiz erstmals von „Männchen aus Backpflaumen“ die Rede. Wie lange es sie vorher schon gab, ist nicht überliefert. Aber im Laufe des 19. Jahrhunderts werden Pflaumentoffel, auch Pflaumenfeuerrüpel genannt, in zahlreichen Texten erwähnt und auf Bildern dargestellt. Berühmt ist ein Holzschnitt von Ludwig Richter aus dem Jahr 1853. Es zeigt zwei Striezelkinder hinter einem Tischchen, auf dem sie ihre Ware, vier Feuerrüpel, feilbieten. Daneben steht ein Schild mit der Aufschrift „Ausverkauf wegen Geschäftsaufgabe“.

Die Pflaumenmännchen mit Umhang und Leiter waren Schornsteinfegerjungen nachgebildet. Dabei handelte es sich um Waisenkinder, oft erst sieben oder acht Jahre alt, die von Kaminkehrern beschäftigt wurden. Die Jungen mussten mit Kehrbesen in die engen Essen klettern, um dort den Ruß herauszukratzen. Später untersagte man diese Kinderarbeit. Die Schornsteinfegerlehrlinge mussten nun mindestens 18 Jahre alt sein. Damit veränderte sich auch die Figur des Pflaumentoffels. Statt des schwarzen Umhangs trägt sie seitdem eine goldene Halskrause und auf dem Kopf einen Zylinderhut.

Anregung zum Basteln

Auf dem Striezelmarkt ist der Pflaumentoffel heute allgegenwärtig. So kann man ihn nicht nur am zweiten Advent, sondern auch an vielen anderen Nachmittagen auf der Geschichtenbühne erleben – äußerst lebendig und gleich in doppelter Ausführung. Der kleine Pflaumentoffel wird gespielt von Lily Siebecke, der große von Thomas Bockel. In hölzerner Form begegnen wir dem „schwarzen Mann“ als Dekoration auf Hüttendächern, als Figur auf der großen Pyramide oder als Christbaumschmuck und Räuchermann im Warenangebot der Buden. Besonders begehrt ist aber die traditionelle Version aus Backpflaumen. Als Glücksbringer lacht er die Marktbesucher von vielen Marktständen an.

Die Figur besteht aus etwa einem Dutzend getrockneten Pflaumen, die auf Holzstäbchen gesteckt sind, und einer bemalten Papierkugel als Kopf. Zur weiteren Ausstattung gehören der Pappzylinder sowie die goldene Halskrause und eine Leiter aus Papier. Alle Einzelteile sind auch als Bastelsatz erhältlich.

Kinder, die den kleinen Schornsteinfeger selbst zusammenstecken möchten, können damit gleich auf dem Striezelmarkt beginnen. Das Pflaumentoffelhaus im Kindererlebnisbereich bietet den Kleinen die Möglichkeit, unter freundlicher Anleitung die Pflaumenmännchen oder andere Weihnachtsgeschenke für Eltern oder Großeltern zu basteln. Während der Woche ist es täglich ab 13 Uhr geöffnet, am Wochenende bereits ab 10 Uhr.

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