Bildrechte: Alexander & Partner
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Pfefferkuchenfest: Prinzessin für ein Jahr

Welches Mädchen träumt nicht davon, eine Prinzessin zu sein? Auf dem Dresdner Striezelmarkt kann dieser Traum in Erfüllung gehen. Jedes Jahr wird hier eine Prinzessin gekrönt, die den ehrenvollen Titel „Pfefferkuchenprinzessin“ tragen darf. Die Zeremonie ist Bestandteil des Pfefferkuchenfestes, das diesmal am 30. November stattfindet. Als fürstliche Vertretung wirbt die Majestät für das köstliche Gebäck aus der Region zu werben.

Prinz Rüdiger von Sachsen hob im Jahre 2006 die erste Pfefferkuchenprinzessin in ihren Stand. Seither können sich Mädchen zwischen sechs und zehn Jahren jeden Herbst um den Titel bewerben. Einzige Voraussetzung: Die künftige Prinzessin sollte künstlerisch tätig sein, ganz egal ob sie singt, tanzt, schauspielert, malt oder ein Instrument spielt. Denn mit ihrer Krönung erhält sie nicht nur den Titel und ein Prinzessinnengewand für die Dauer ihrer Amtszeit. Ein Jahr lang wird auch ihre künstlerische Ausbildung unterstützt. Außerdem gibt es noch etwas Süßes: jeden Tag einen Pfefferkuchen, also 365 Stück.

Über 450 Jahre Pfefferkuchentradition

Schon 1558 wurde den Pulsnitzer Bäckern in einem Innungsprivileg das Recht erteilt Pfefferkuchen zu backen. Zunächst betrieb man die Pfefferküchlerei nur nebenher. Allerdings sind in den Marktbezieherlisten des Striezelmarktes von 1704 neben Töpfern, Drechslern und anderen Händlern und Handwerkern bereits acht Pfefferküchler aufgeführt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts fanden sich in Pulsnitz Bäckereien, die ausschließlich Pfefferkuchen herstellten. 1939 soll es in der Stadt circa dreißig Pfefferküchlereien gegeben haben.

Heute sind acht Pfefferküchlereien und eine Lebkuchenfabrik in Pulsnitz tätig. Die Handwerksbetriebe – meist schon seit Generation im Familienbesitz – haben sich in einer Innung zusammengeschlossen. Sie führen die jahrhundertealte Tradition fort und verleihen der Stadt ihren Beinamen „Pfefferkuchenstadt“. Nur wenn sie von einem dieser Betriebe hergestellt wurde, darf die Spezialität als Pulsnitzer Pfefferkuchen verkauft werden. Dafür sorgt die Eintragung als „geschützte geografische Angabe“. Ein Blick in die Backstuben ist für Besucher in der Regel nicht möglich. Stattdessen bekommen sie in der Pfefferkuchen-Schauwerkstatt direkt am Pulsnitzer Markt einen Eindruck davon, wie es in einer Pfefferküchlerei um 1900 ausgesehen hat.

Geheime Rezepturen

Ob gefüllt oder ungefüllt, mit Schokoladenüberzug oder mit Zucker glasiert, mit Nüssen oder Mandeln verziert – ein Teil des Sortiments ist bei allen Pfefferküchlern der Stadt gleich. Sie unterscheiden sich aber in der Mischung der Gewürze, und die wird als Familiengeheimnis gehütet und weitergegeben. Pfeffer ist darin jedoch nicht enthalten. Trotzdem gaben die feinen Gewürze dem Pfefferkuchen einst seinen Namen. Zimt, Kardamom, Marcisblüte, Anis, Muskatnus oder Koriander waren im Mittelalter weitgehend unbekannt und wurden kurzerhand als Pfeffer bezeichnet. In anderen Gegenden heißt das süße Gebäck auch Lebkuchen oder Honigkuchen.

Aus Mehl, Honig und Sirup stellen die Pfefferküchler zunächst den Grundteig her, der ohne Fett auskommt. Er muss mehrere Wochen oder sogar Monate lagern. In der Zeit bilden sich Milchsäurebakterien, die das Backwerk bekömmlich und verdauungsfördernd machen. Erst danach fügen die Bäcker weitere Zutaten und die Gewürze hinzu. Während Lebkuchen vielerorts als typisches Weihnachtsgebäck gelten, werden in Pulsnitz das ganze Jahr über Pfefferkuchen produziert.

Gleichwohl herrscht in den Monaten vor dem Weihnachtsfest natürlich Hochsaison. Schon Wochen vor Beginn der Adventsmärkte lockt der Pfefferkuchenmarkt Anfang November tausende Gäste nach Pulsnitz. Wer den Termin verpasst hat, findet auf dem Striezelmarkt beste Voraussetzungen, das Naschwerk der verschiedenen Anbieter zu probieren und sich mit den Leckereien einzudecken. Richtig gelagert sind Pfefferkuchen monatelang haltbar und auch Ostern noch zu genießen.

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